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ein Drache, welcher der Herrschaft immer Geld bringe. Er sagte auch, der Besitzer des Schlosses könne nicht eher sterben, als bis er den Drachen los sei.

Werben.     
10.

Wer einen Drachen hatte, musste demselben Milchhirse vorsetzen. War dieselbe nicht zu heiss und nicht zu kalt, so frass er sie. Darauf schüttelte er seinen Schweif, dass Geld oder Getreide herausfiel.

Der Drache hielt sich zumeist, wenn er in einem Hause war, in der Nähe des Kamines auf. Kam ein Fremder in die Stube, so verwandelte er sich sofort in eine Henne.

Ströbitz.     
11.

Ein Mann fand einmal in seiner Scheune, als er ein Bund Stroh aufhob, unter demselben eine schwarze, nasse Henne. Er nahm sie mit in die Stube und setzte sie unter den Tisch, damit sie dort trocken werde. Als er am andern Morgen nach der Henne sah, war dieselbe noch nass, neben ihr aber lag ein grosser Haufen Getreide. Da wusste der Bauer, dass die Henne kein gewöhnliches Thier sei, sondern der Drache. Weil er nun aber mit dem Drachen nichts zu thun haben wollte, so trug er die Henne wieder an den Ort hin, wo er sie gefunden hatte. Sogleich war sie verschwunden. Als er in die Stube zurückkehrte, sah er auch das Getreide nicht mehr.

Gross-Döbern.     
12.

In Kolkwitz lebte einst ein reicher Bauer; man erzählte von ihm, dass er es mit einem Drachen zu thun habe. Zwei Mädchen, welche bei dem Bauer dienten, haben auch erfahren, dass es wahr gewesen ist, was man erzählte. Einstmals nämlich, als sie vom Tanze kamen, sahen sie, dass Etwas über die Scheune des betreffenden Bauers hinweg in dessen Haus flog. Das Haus erglänzte hell, als ob viele Lichter in demselben angezündet wären.

Als die Frau des Bauers am andern Mittag heimlich Milchhirse kochte und damit verstohlen auf den Boden ging,