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XL.
Der Drache.

1.

Der Drache vermag das Wetter zu wandeln.

Gollscho.     
2.

Wer einen Drachen haben will, muss am heiligen Abende auf einen Kreuzweg gehen, dort findet er einen solchen.

Gross-Döbern.     
3.

Wer in alten Zeiten einen Drachen haben wollte, der musste, wenn er zum Abendmahle ging, hinter dem Altar die Oblate wieder ausspucken. Hatte er das gethan, so fragte ihn, wenn er die Kirche verliess, eine Stimme, was er für einen Drachen haben wollte. Er hatte dann nur zu sagen, ob er einen Geld- oder Getreidedrachen haben wollte: am Abend stellte sich dieser dann bei ihm ein.

Papitz.     
4.

Der Drache zeigt sich bald als Kalb, bald als bunte Kugel: wer ihn haben will, muss drei Nächte hinter einander Honig, Mehl und Wein auf einen Kreuzweg tragen. Hat er das gethan, so kommt der Drache zu ihm. Will ihn Jemand behalten, so darf er sich nicht habsüchtig zeigen.

Sylow.     
5.

Man erzählt, der Drache habe einen Kopf gehabt, so gross wie ein Milchfass; der Kopf soll bläulich geschillert haben. Der Schwanz des Drachen soll lang und feurig gewesen