Seite:Veckenstedt - Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche.pdf/308

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
27.

In der Walpurgisnacht versammeln sich die Hexen auf dem Blocksberg, um sich dort mit ihrem Herrn und Meister, dem Teufel, zu berathen. Darauf belustigen sie sich in wilden Tänzen und beschliessen das Fest mit einem gemeinsamen Mahle.

Dissen.     
28.

Es war einmal eine Wittwe, welche eine erwachsene Tochter hatte. Das hübsche Bauerngut, welches ihnen gehörte, war so gross, dass sie sich auch einen Knecht darauf halten konnten. Derselbe vermuthete schon lange, dass die Frau und ihre Tochter Hexen seien. Gewissheit aber erhielt er erst später.

Den Tag vor dem ersten Mai sprach die Wittwe zu dem Knecht: „Hans, was Du heute findest, bringe mit nach Hause.“ Der Knecht zog auf’s Feld, um zu pflügen. Die Sonne neigte sich schon zum Untergange, aber der Knecht hatte noch nichts gefunden als einige Steine, welche er bei Seite gelegt hatte. Bei der letzten Furche jedoch, welche er umwendete, fand er eine überaus grosse Kröte. Er steckte dieselbe in seine Tasche, dann spannte er die Pferde aus und fuhr nach Hause. Als er dort angekommen war, fragte die Frau, ob er etwas mitbringe. „Ja,“ sagte Hans, „ich bringe eine Kröte mit.“ Die Frau nahm dieselbe. Als es Abend geworden war, setzten sich alle drei an den Tisch, um Abendbrod zu essen. Hans that dabei sehr schläfrig. Nachdem sie mit dem Essen fertig waren, legte sich Hans auf die Ofenbank. Nach kurzer Zeit stellte er sich, als sei er fest eingeschlafen. Er schnarchte, dass es in der Stube nur so schallte. Da hörte er die Tochter sagen: „Der Hans schläft am Ende doch nicht, wir wollen ihn mit Nadeln stechen.“ Die Frauen thaten es, aber Hans rührte sich nicht. Darauf nahm die Bäuerin ihre Kröte, that dieselbe in einen Tiegel und schmorte sie. Dann bestrich sich jede der Frauen mit dem Krötenfett, nahm einen Besen, setzte sich rittlings darauf und sprach:

„Fahre aus, fahre ein,
Stoss nirgends darein.“