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aller Art zu der Thür und den Fenstern herein, besonders viele Hasen; auch Krähen und andere Vögel kamen angeflogen. Während das im Hause geschah, fühlte der Vater auf dem Felde eine plötzliche Unruhe und Angst. Er lief, so schnell er konnte, nach seinem Hause, riss die Thür auf und sah dort mit eigenen Augen, was sein Sohn angerichtet hatte. Sogleich nahm er das Buch zur Hand und las alle Stellen, welche der Sohn gelesen hatte, rückwärts.

Als er so las, verschwanden alle die Ungethüme wieder, die Krähen flogen davon und die Hasen sprangen wieder zur Thüre hinaus. Seinem Sohn aber verbot er, das Buch je wieder in die Hand zu nehmen.

Burg.     
6.

Zwischen Ressen und Ogrosen befand sich früher ein grosser Stein. Man erzählt, dass unter diesem Stein ein Priester liegt, welcher von demselben erschlagen ist. Das soll aber so zugegangen sein. Der Priester hatte geschworen, er wolle in einer Nacht aus diesem Stein ein Haus in der Luft erbauen. Als nun die Johannisnacht herangekommen war, begann er seine Zauberei. Da geschah es, dass in dem benachbarten Dorfe der Schmiedemeister, welcher zufällig noch zu arbeiten hatte, sich die Finger verbrannte. Er schlug vor Schmerz auf seine Lederschürze, dass es klatschte. Darüber erschrak der Priester so, dass er vergass, seine Zauberformel weiter zu sprechen. Alsobald fiel der Stein aus der Höhe, in welcher er sich bereits befand, nieder und begrub den Priester unter sich.

Ressen.     
7.

Einstmals wollte ein Bauer am Sylvesterabend Holz stehlen; zu diesem Zweck fuhr er mit seinem Knecht in die Haide. Dort suchten sie einen Baum aus und fällten denselben. Der Bauer wollte sich, bevor er und sein Knecht den Baum aufluden, erst eine Pfeife anzünden, deshalb setzte er sich auf den Baum. Als er aber die Pfeife angezündet hatte und wieder aufstehen wollte, vermochte er es nicht, denn