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XXII.
Zauber.

1.

In Schorbus lebte früher ein Förster, welcher im Stande war, jeden Dieb an der Grenze festzumachen. War dies geschehen, so musste derselbe so lange auf der Grenze stehen, bis der Förster kam und sich ihn ansah. Gewöhnlich machte er den Dieb dann frei, nachdem er ihm eine furchtbare Ohrfeige gegeben hatte.

Branitz.     
2.

Bei einem Oberförster diente einmal eine Magd, welche noch sehr jung war. Die Magd wurde einst von einem der Jäger, welche bei dem Oberförster waren, gefragt, ob sie ihre Zukunft wissen wolle. Als sie das bejahte, forderte sie der Jäger auf, mit ihm in der nächsten Sylvesternacht um zwölf Uhr an einen Kreuzweg zu gehen. Das that sie. Als es zwölf schlug, zog der Jäger mit seinem Hirschfänger einen Kreis. Beide traten darauf hinein. Alsobald begann es rings um sie zu knallen, zu poltern und zu donnern, dass das Mädchen entsetzt zu Boden fiel und wie todt dalag. Es hörte nur noch wie im Traume, dass der Jäger mit Jemand in einer Sprache redete, welche es nicht verstand. Erst als es eins schlug, war Alles wieder still. Aber das Mädchen war noch so angegriffen, dass es nicht gehen konnte, der Jäger musste es nach Hause tragen. Dort verfiel es in eine schwere Krankheit. Erst nach vier Wochen ward das Mädchen wieder gesund. Darauf hat der Jäger dem Mädchen die Zukunft gesagt und es ist Alles eingetroffen, wie er es erzählt hat.

bei Cottbus.