Seite:Veckenstedt - Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche.pdf/250

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

tüchtige Ohrfeige.“ Der alte Fritz fasste aber doch zu. Da erhielt er von dem Soldaten eine solche Ohrfeige, dass er hinstürzte. „Du schlägst aber grob,“ sagte der alte Fritz. Darauf nahmen sie ihr Geld und gingen davon.

Am nächsten Tage liess der König den Soldaten zu sich rufen. Der Soldat musste ihm eingestehen, woher er das Geld habe, dass er so fein leben könne, trotzdem er ein armer Teufel sei. Dieser gestand Alles. Weil er aber nie etwas von dem Gelde des Königs genommen, auch nicht gelitten hatte, dass der alte Fritz davon nahm, so wurde ihm Alles verziehen, ja der König setzte ihm noch einen Gehalt aus.

Die Ohrfeige aber, welche er dem alten Fritz gegeben, hat er von diesem wieder erhalten.

Krischow.     
10.

Die kluge Tochter des Bauers.

Es war einmal ein Bauer, der hatte eine kluge Tochter. Einstens hatte der Gutsherr vom Dorfe seinen Mörser verloren und liess überall bekannt machen, wer ihn fände, solle ihn auf sein Schloss bringen. Der Bauer und seine Tochter waren eines Tages auf dem Felde, da fanden sie zufällig die Keule von dem Mörser. Der Bauer sprach zu seiner Tochter: „Gehe zum Herrn und trage die Keule hinauf,“ die Tochter aber sagte: „Ich gehe nicht, Vater, denn der Herr wird sagen: wo die Keule ist, da ist auch der Mörser.“ Da ging der Bauer allein und gab die Keule ab. Der Herr aber sagte: „Wo die Keule ist, da wird auch der Mörser sein.“ „Ja,“ sprach der Bauer, „das hat meine Tochter auch gesagt.“ Da sprach der Herr: „Wenn Deine Tochter so klug ist, so schicke sie mir her.“ Das Mädchen ging zu dem Herrn und der Herr sprach: „Wenn Du so klug bist, wie Dein Vater sagt, so will ich Dich auf die Probe stellen. Du sollst zu mir kommen, nicht bei Tage, auch nicht bei Nacht, nicht in Kleidern und auch nicht nackt, nicht zu Fusse und nicht zu Pferde.“ Das Mädchen sagte: „Das will ich thun,“ und wartete bis der nächste Mittwoch kam. An dem Tage nahm es einen Ziegenbock, zog sich die Kleider aus, hüllte sich in ein Fischnetz und setzte sich