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zornig und suchte dem Bauer Schaden zuzufügen: so ersäufte er ihm einst das schönste Pferd.

Dissen.     
27.

Dicht bei Schorbus ist ein Teich, welcher Schmorbok heisst. Der Teich soll in alten Zeiten sehr gross und sehr tief gewesen sein; in diesem Teiche hat sich früher ein Nix aufgehalten, welcher oft in das Dorf gekommen ist. Er hat nämlich im Dorfe eine Braut gehabt, welche er oft in der Spinnstube aufgesucht hat. Das Mädchen hat ihn dann, wenn er des Abends heimgegangen ist, begleitet. Oftmals ist er auch gesehen worden, wie er, in Gestalt eines jungen Mannes, auf dem Haupte eine rothe Kappe, unfern des Teiches auf einem Stein gesessen und seine Kleider geflickt hat.

Die Hütejungen haben ihn einmal geärgert: da ist der Nix böse geworden und hat denselben einen Streich gespielt, so dass sie sich fortan vor ihm in Acht genommen haben.

Schorbus.     
28.

Es war einmal ein Nix, der hatte mehrere Kinder, einige Söhne und drei schöne Töchter. Die Töchter gingen an den Sommerabenden bis zum nächsten Dorfe spazieren, oder sie sassen am Ufer des Teiches und hörten, wie die Nachtigallen sangen. Die eine von den Töchtern hatte sich in den Sohn eines Bauers aus dem Dorfe verliebt; dieser war von ihr bezaubert worden, so dass er jeden Abend zu ihr kam. Da sagte der junge Bauer eines Tages: „Ihr sollt dort unten so schön wohnen, kann ich Euer Haus nicht einmal sehen?“ Seine Geliebte erwiederte: „Das kann geschehen, wenn unser Vater fern ist; ist er daheim, so würde er Dich umbringen.“ Der junge Bauer wiederholte fortan jeden Abend seinen Wunsch. Eines Abends sprach die Tochter des Nix zu ihm: „Heute wandert mein Vater auf lange Zeit fort, da kannst Du bei mir bleiben.“ Darauf nahm sie eine Erlenruthe und hieb damit in den Teich. Sogleich theilte sich das Wasser; die Nixe und ihr Geliebter gingen Arm in Arm in den Teich. Sie waren noch nicht weit gegangen, so kamen sie an einen schönen Palast, in welchen sie eintraten. In dem Palast war Alles von Krystall und gar