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eine Mütze und an der Mütze war eine Schelle; die kleine Frau hatte ein weisses Kleid an und trug auf dem Kopfe ein Kränzlein, auch sah man an ihr goldene Ketten und Ringe. Die Ludki haben Musik gemacht und getanzt. An demselben Tage waren die Bücher der Schulkinder in Koine mit Sand bestreut.

Berge.     
46.

In der Gegend von Weissack sind einige Sandberge, woselbst noch Reste von vielen Urnenscherben gefunden werden. Bei näherer Untersuchung ergiebt sich, dass dort in früherer Zeit altheidnische Begräbnissstätten gewesen sind. Die Leute in der Gegend sagen, dass diese Berge einst von kleinen Menschen, den sogenannten Ludkis, bewohnt gewesen sind. Die alten Leute haben oft versichert, dass ihre Eltern und Grosseltern die Ludki noch gesehen haben; sie erzählen, die Ludki hätten in innigem Verkehr mit den Menschen gestanden. Ferner berichten sie, dass die Ludki sehr arm, aber von grosser Redlichkeit gewesen wären, dass sie oft zu ihnen in das Dorf gekommen und sich Brod und Milch, sowie verschiedenes Hausgeräth geborgt hätten. Wenn die Ludki ihre Feste feierten, borgten sie sich bei den Dorfbewohnern grosse Kuchenschieber. Zuweilen brachten sie etwas Gebäck, das immer sehr sandig war, zum Dank mit den geliehenen Geräthen zurück. Aber als in den umliegenden Städten und Kirchdörfern die Glocken angeschafft wurden, sind die Ludki von den Sandbergen verschwunden; als das Glockengeläute gar nicht aufhörte, haben sie für immer die Gegend verlassen.

Weissack.     
47.

Die Sprache der Ludki ist ähnlich der gewesen, welche man von Kindern hört. Sie sagten z. B. nicht: „Wir können kein Brod backen,“ sondern „Brod backen nicht.“

Berge.     
48.

Die Ludki lebten in der Erde, sie nährten sich zumeist von Kräutern, Wurzeln und wildem Obst.

Drebkau.