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Thiere waren, einen Seehund und eine Meerkatze herbeiriefen. Das thaten diese. Darauf befahlen sie, die Thiere sollten nach der Insel schwimmen und sich der Dose bemächtigen. Sofort schwamm der Seehund hinüber, mit der Meerkatze auf dem Rücken. Als die Prinzessin die beiden Thiere ankommen sah, schlug sie vor Erstaunen die Hände über dem Kopfe zusammen; dabei entfiel ihr die Dose. Sofort sprang die Meerkatze hinzu, ergriff die Dose, sprang damit wieder auf den Rücken des Seehundes und fort ging es wieder in das Meer hinein, dem Lande zu.

Unterwegs ärgerte sich der Seehund, dass er alle Last tragen müsse, die Meerkatze aber alle Ehre haben würde; deshalb warf er die Meerkatze ab. Dabei entglitt dieser die Dose und fiel in das Meer. Mit Mühe arbeitete sich die Meerkatze an das Land. Hier erzählte sie, wie sie die Dose habe fallen lassen, um sich selbst zu retten. Da rief der zweite von den Riesen, welcher die Herrschaft über die Fische hatte, eine Flunder herbei; er befahl derselben, sie solle die Dose suchen und ihm bringen. Es währte auch nicht lange, so kam die Flunder angeschwommen. Als die Meerkatze sie mit der Dose erblickte, wurde sie auf die Flunder neidisch, dass nun diese die Ehre haben sollte; sie sprang hinzu und entriss ihr mit der einen Pfote die Dose, mit der anderen aber kratzte sie ihr ein Auge aus. Deshalb hat die Flunder nur ein Auge.

Sobald der junge König im Besitz seiner Dose war, zauberte er das Schloss wieder an Ort und Stelle. Seine Frau und der Graf befanden sich gerade in seinem Zimmer, als er mit den Riesen, welche ihm das Geleit gegeben hatten, zurückkehrte. Nun war grosser Jubel im Lande, denn man hatte den jungen König sehr lieb, weil er klug und freundlich gegen Jedermann war. Mit dem Grafen wurde ein schnelles Ende gemacht: er wurde von einem der Riesen erschlagen. Auch die Königstochter sollte streng für ihre Untreue bestraft werden. Sie aber bat inständig und gelobte, fortan dem König treu zu bleiben. Darauf wurde ihr nicht nur das Leben geschenkt, sondern sie wurde von dem jungen König wieder als Gemahlin angenommen.