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liessen es sich gut schmecken. Darauf forderte er das Mädchen auf, sie solle ihm folgen; dann packte er den ganzen Tischkasten voll Gold, so dass der Böttcher zeitlebens davon genug hatte. Dem jüngsten Bruder seiner zukünftigen Frau gab er, weil ihm dieser die Thür geöffnet hatte, eine kostbare Dose mit dem Gebot, er solle sie stets bei sich tragen; wenn er herangewachsen sei, brauche er sie nur zu öffnen, dann würden seine Wünsche stets in Erfüllung gehen. Dann nahm er das Mädchen auf den Arm und war bald mit ihr im Walde verschwunden.

Die Eltern erfuhren, als sie nach Hause kamen, was sich zugetragen hatte. Da sie nichts an dem Geschehenen ändern konnten, so ergaben sie sich in ihr Schicksal. Von ihrer Tochter hörten sie fortan nichts mehr.

Als sie gestorben waren, übernahm ihr ältester Sohn die Wirthschaft und heirathete. Aber er sowohl wie seine junge Frau waren nicht gut gegen die jüngeren Geschwister. Am meisten hatte der jüngste Bruder des Mannes zu leiden. Weil dieser unter den Geschwistern am meisten gelernt hatte, so empfand er die böse Behandlung am bittersten; deshalb beschloss er, in die Fremde zu gehen. Er wanderte nach der Königsstadt des Landes. Dort gefiel es ihm gar wohl, nirgends aber weilte er lieber als im Lustgarten, welcher bei dem Schlosse des Königs war, ja er fasste eine solche Liebe zu den Blumen, welche dort blühten, dass er Gärtner zu werden beschloss. Deshalb liess er sich dem König melden und trug diesem seinen Wunsch vor. Da er ein schöner, geweckter Jüngling war, so übergab ihn der König seinem Hofgärtner. Hier war er eifrig in der Arbeit, pflegte seine Blumen und lernte auch sonst soviel er konnte. Später bekam er noch einen Gehülfen, so dass er ganz zufrieden lebte.

Einst war er mit demselben in der Nähe des Schlosses beschäftigt. Da geschah es, dass die Tochter des Königs und ihr Kammermädchen aus dem Fenster blickten. Beide waren von grosser Schönheit. Da sprach der Gehülfe zu dem Sohne des Böttchers: „Sieh, wie schön die Kammerjungfer ist; ich möchte sie wohl zur Gemahlin haben.“ „Willst Du die haben,“ antwortete der Angeredete, „mir ist