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Stelle bezeichnen, wo die Riesen begraben liegen, oder ob sie die verwandelten Riesen selbst sind.

Sedlitz.     
5.

Auf einem Berge bei Steinitz weidete einmal ein Hirt seine Heerde. Plötzlich zog ein Gewitter auf. Der Hirt trieb, um mit seinen Schafen schneller nach Hause zu kommen, die Heerde in aller Eile den Berg hinunter, ohne sich um Weg und Steg zu kümmern. Auf dem Berge aber hauste ein Riese. Als dieser das pfadlose Hinabtreiben sah, nahm er einen gewaltigen Felsblock und schleuderte denselben nach dem Hirten und dessen Heerde, er traf jedoch weder den Hirten noch die Schafe. Der betreffende Block liegt noch jetzt in der Nähe eines Sumpfes bei Steinitz.

Steinitz.     
6.

Es war einmal ein Riesenkönig, der gab seinen Sohn in Hamburg auf die hohe Schule. Der Sohn lernte tüchtig; als er wieder nach Hause kam, konnte sich der Vater über ihn freuen. Einst jedoch klagte er seinem Vater, dieser habe ihn nicht lernen lassen, wie man es auf der See treibe. Der Vater sagte, auch dazu werde er ihm Gelegenheit geben. Er liess ein Schiff mit Glaswaaren beladen und seinen Sohn damit eine Fahrt nach Amerika machen, um die Waaren dort zu verkaufen. Der Sohn des Riesenkönigs bestieg das Schiff. Als er glücklich in Amerika gelandet war, begab er sich sogleich zu dem Gesandten seines Reiches; diesem verhandelte er die Waaren, welche der Gesandte gern nahm, da es in Amerika keine Glaswaaren gab. Der Gesandte liess einen Wagen mit diesen Waaren beladen, den Wagen aber mussten zwei schöne Mädchen, welche nackt waren, ziehen. Die Mädchen gefielen dem Sohne des Riesenkönigs so gut, dass er sich dieselben von dem Gesandten erbat. Dieser willigte ein, füllte das Schiff mit Goldstaub und gab darauf dem Sohne des Riesenkönigs die beiden schönen Mädchen, welche derselbe zu seinen Frauen machte. Darauf segelte er wieder nach seiner Heimath zurück. Er hatte zwar Furcht, sein Vater möchte über seine beiden Frauen