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XV.
Die boža łosć.

1.

Die boža łosć war ein kleines Kind mit langem, weissem Haar. Sie zeigte sich nur dann, wenn dem Dorfe ein schweres Unheil bevorstand.

Ströbitz.     
2.

Die boža łosć brachte dem Dorfe Unheil, in welches sie kam; ihre Gestalt war die eines kleinen Kindes. Um in das Dorf zu gelangen, setzte sie sich bei irgend einem Bauer, welcher des Weges kam, auf den Wagen. War sie auf diese Weise in das Dorf gelangt, so schlug sie dem, welcher sterben sollte, mit einer kleinen Schippe auf den Kopf. Der also Geschlagene schlief ruhig ein, aber er erwachte nicht wieder.

Mischen.     
3.

Die Kinder, welche am Christabend geboren sind, hören die boža łosć.

Sylow.     
4.

Die boža łosć geht an den Zäunen herum und klagt und weint; sie verkündet bevorstehendes Unheil. Nähert man sich ihr, so sieht man keine volle Gestalt, wohl aber einen Kopf mit langem, herabwallendem Haar.

Sylow.     
5.

Wer die boža łosć gesehen hat, der weiss, dass sie nur einen Oberkörper hat. Von der Brust an niederwärts ist sie eine Nebelgestalt.

Gross-Döbern.