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Darauf verschwand die Murawa sogleich. Am anderen Tage kam wirklich ein Mann zum Frühstück. Die Bäuerin ergriff aber sofort einen Besen und trieb ihn damit zur Thür hinaus. Seit der Zeit ist die Murawa nicht wieder zu ihr gekommen.

Gross-Ossnig.     
10.

Die Murawa kommt des Nachts zu den Leuten. Sie besucht besonders junge Leute und drückt und ängstigt dieselben dann so, dass der von ihr Befallene nichts sagen kann, schwer athmet und ein Gefühl hat, als ob Jemand auf ihm läge.

Zu einem Knecht kam auch die Murawa jede Nacht. Er wollte deshalb nicht länger in seiner Kammer schlafen, sondern legte sich in der Stube auf die Bank. Aber auch hier legte sich die Murawa auf ihn, ja einmal warf sie ihn sogar von der Bank. Der Knecht sah zuletzt ganz abgemagert und kränklich aus, so dass ihn die Leute fragten, was ihm denn fehle. Anfangs wollte er nichts sagen, als aber die Besuche der Murawa immer häufiger wurden, gestand er, dass seine verstorbene Mutter jede Nacht zu ihm komme und ihm keine Ruhe lasse. Diese aber hatte ihm, weil sie nicht hatte sterben können, auf dem Todtenbette bekannt, dass sie im Dorfe mehrfach Feuer angelegt habe. Als der Knecht solches ausgesagt hatte, liess ihn die Murawa fortan in Ruhe.

Papitz.     
11.

Zu einem Bauer, welcher auf dem Heuboden schlief, kam allnächtlich die Murawa. Da ihn dieselbe sehr bedrückte, so beschloss er, einen Versuch zu machen, ob es ihm gelinge, sie einzufangen. In der nächsten Nacht hielt er die Hand vor das Loch, welches sich in der Luke befand, denn er hatte gehört, die Murawa komme stets durch das Schlüsselloch der Thür. Die Murawa kam aber diesmal den Stall von unten herauf. Deshalb geschah es, dass der Bauer bald etwas unter den Füssen fühlte. Er griff sogleich zu, obschon er die Murawa da nicht vermuthet hatte. Da fasste er einen ledernen Beutel, in welchem etwas heftig hin und her hüpfte. Der Bauer wollte den Beutel festhalten, es