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der Müller aber schüttete Mehl über ihn, dann machte er das Fass zu.

Darauf nahm der Vogel Greif seine Last auf den Rücken und flog durch alle Lüfte bis zur finstern Welt. Hier schütteten die Leute das Mehl auf ein grosses Tuch aus, da kam auch der Jäger zum Vorschein. Die Leute in der finstern Welt wunderten sich sehr, einen Menschen zu sehen. Als sie ihn noch umstanden, kam auch die Schwanprinzessin herbei und freute sich sehr, als sie den Jäger erblickte. Sie sprach zu ihm: „Komm mit mir; vorläufig aber muss ich Dich noch verstecken, damit die bösen Geister Dich nicht sehen und Dich tödten: sonst kannst Du mich nicht erlösen.“ Der Jäger folgte der Schwanprinzessin und diese versteckte ihn in ihrem Schlafgemache unter ihrem Bett. Darauf sprach sie zu ihn: „Die Geister werden drei Nächte hinter einander kommen und Dich quälen und plagen. Gieb aber keinen Laut von Dir, so viel Du auch zu leiden hast, sondern sei ganz still, so werde ich in der dritten Nacht erlöst sein.“

Wie sie gesagt hatte, so geschah es. Als es Nacht wurde, kamen die Geister, holten den Jäger unter dem Bett hervor und quälten ihn auf alle Weise. Der aber gab trotz aller Schmerzen keinen Laut von sich. Am Morgen verliessen sie ihn. Auch in der folgenden Nacht geschah dasselbe. In der dritten Nacht trieben die Geister ihre Quälerei ärger als je, der Jäger aber gab wiederum keinen Laut von sich. Endlich schlug die Uhr eins. In demselben Augenblick gab es einen so furchtbaren Knall, dass man glauben mochte, die Erde berste. Zu gleicher Zeit aber war auch Alles verwandelt. Der Jäger befand sich in einem schönen Schlosse und die Prinzessin sass zu seinen Füssen. Der junge Jäger hatte sie erlöst, er heirathete die Schwanprinzessin und ward König eines grossen Reiches. Fortan lebten beide glücklich und zufrieden mit einander bis an ihr Ende.

bei Vetschau R.     





4.

In einer Stadt sahen einmal die Arbeiter, als sie des Abends von der Arbeit heimkehrten, in der Nähe der Brücke