nie hat man gehört, dass ihnen ein Diebstahl gelungen ist. Es wacht nämlich die Pšezpolnica über die Felder und schneidet mit einer Sichel den Dieben den Kopf ab, den sie dann in ein Täschchen, welches sie bei sich führt, steckt. Deshalb wird die Pšezpolnica auch die Beschützerin des Feldes genannt.
Die Pšezpolnica geht mit einer goldenen Sichel bewaffnet auf den Feldern umher und schneidet den Kindern, welche das Korn zertreten, damit den Hals ab. Die abgeschnittenen Köpfe der Kinder thut sie in ein Fässchen, welches sie bei sich trägt. Sie selbst ist mit einem langen, weissen Gewande bekleidet.
Die Pšezpolnica pflegte in der Mittagsstunde mit dem Serp das Gras auf dem Felde abzuschneiden; wenn dann die Leute kamen, um das Gras zu sammeln, so war es verschwunden.
Die Pšezpolnica erscheint überall auf dem Felde und in der Haide, wo sich Menschen in der Mittagszeit aufhalten; sie ist weiss gekleidet und mit einer Sichel bewaffnet.
Die Pšezpolnica ist ein Weib, welches immer grösser wird, je näher es kommt.
Der Pšezpolnica ist auf dem Kopf eine Sichel festgewachsen.
Die Pšezpolnica ist völlig schwarz behaart, sie hat Pferdefüsse, aber ein menschliches Antlitz. Wer ihr nicht eine Stunde vom Flachs oder von der Hirse erzählen kann, dem schlägt sie mit der Sichel den Kopf ab. Um ein Uhr ist sie stets verschwunden.
Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Veckenstedt_-_Wendische_Sagen,_M%C3%A4rchen_und_abergl%C3%A4ubische_Gebr%C3%A4uche.pdf/126&oldid=- (Version vom 1.8.2018)