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durch die Oeffnung hereingeflogen kam; da riefen sie in ihrer Freude: „Das ist der Glaser, der wird uns Fenster machen.“ Der Vogel flog wieder aus der Dachöffnung hinaus; die Wenden aber beschlossen, ihm zu folgen. Das geschah. Da sahen sie denn, wie er im Walde sich auf einen Baum setzte und dann in ein Loch desselben schlüpfte. Nun wollten sie durchaus ihren Glaser haben und so blieb ihnen nichts weiter übrig, als denselben zu holen. Deshalb, da sie noch keine Leiter kannten, stellte sich einer von ihnen auf den andern, bis der oberste in das Loch sehen konnte. Der aber sah so tief in das Loch hinein, dass er mit dem Kopfe nicht wieder heraus konnte. So kamen sie nicht nur zu keinem Glaser, sondern der Wende selbst blieb oben in dem Loch des Baumes stecken, wo er umgekommen ist.

Sylow.     
4.

Die Schildbürger hatten sich eine Kirche gebaut, dabei aber die Fenster vergessen. Um ihre Kirche hell zu machen, suchten sie das Sonnenlicht in Säcken aufzufangen, dasselbe in die Kirche zu tragen und dann aus den Säcken herauszuschütteln. Das gelang ihnen nicht. Plötzlich, als sie noch bei der Arbeit waren, sahen sie, wie ein Baumspecht an einem Dachsparren herumpickte; bald hatte der Specht ein Loch durch die Sparren gearbeitet, durch welches das Licht in die Kirche eindrang. Darüber freuten sich die Schildbürger sehr. Sie wollten nun den Vogel zwingen, mehr Löcher zu machen, damit noch mehr Licht in die Kirche eindringe; deshalb holten sie eine lange Leiter herbei, setzten dieselbe an die Kirche an und wollten den Specht fangen. Der aber flog in den Wald. Die Schildbürger folgten ihm mit ihrer Leiter. Sie trugen aber die Leiter in der Quere. Da konnten sie nicht in den Wald; deshalb schlugen sie die Bäume nieder, welche ihnen im Wege waren, so dass es ihnen endlich gelang, mit der Leiter in den Wald einzudringen. Der Specht hatte seine Zuflucht zu einem Baume genommen, welcher auf einem Berge stand. Da die Leiter nicht bis zur vollen Höhe, wo der Specht sass, langte, so beschlossen sie,