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so waren alle Fenster wieder entzwei, welche vorher zerschlagen, dann aber ganz gewesen waren.

Sylow.     
5.

Till Eulenspiegel ist einmal mit einem Fuchs und einem Wolf auf die Wanderschaft gegangen. Da ist ihnen eingefallen, sie wollten bei einem Bauer einbrechen und den vorhandenen Kirmeskuchen verzehren. Das haben sie denn auch gethan. Till hat aber in der Kammer absichtlich so gerumpelt, dass die Leute aufmerksam geworden sind und die Diebe in der Kammer gefunden haben. Der Till und der Fuchs hatten sich so versteckt, dass sie nicht gesehen wurden, der Wolf aber hat von den Bauern furchtbare Schläge bekommen, und dann ist er aus dem Gehöfte hinausgeworfen worden. Unterwegs gesellte sich der Fuchs zu ihm. Der war der Schlaue: er stellte sich krank und so blieb dem Wolf nichts weiter übrig, als den Fuchs mit sich zu schleppen, so sauer es ihm auch wurde. Darum sagt man noch heute: „Der Geschlagene trägt den Ungeschlagenen.“

Briesen.     
6.

Eulenspiegel hatte sich einmal mit einem Manne aufgemacht, um mit ihm Käse von dem Giebel eines Hauses zu stehlen. Der Mann hatte die Leiter angelegt und Eulenspiegel war hinaufgeklettert. Als er oben war, rief er, so laut er konnte: „Welche soll ich nehmen, die grossen oder die kleinen?“ Sein Gefährte rief ihm leise zu, er solle schweigen, aber Eulenspiegel rief nur um so lauter: „Soll ich die kleinen nehmen, oder die grossen?“ Das hörte der Wirth, er kam angelaufen und prügelte den Mann gehörig durch, Eulenspiegel aber kletterte vom Giebel auf den Boden und versteckte sich dort im Heu.

Es währte nicht lange, so kam die Magd, um Futter für die Kuh zu holen. In dem Heu, welches sie in der Schürze trug, befand sich auch Eulenspiegel. Er war mitsammt dem Heu der Kuh vorgeworfen und von dieser mit aufgefressen worden. Fortan gab die Kuh keine Milch mehr, denn