Pumphut ist der grösste Zauberer gewesen: durch ihn sind die Menschen so verdorben worden, wie sie jetzt sind.
Als Pumphut ein Beil nach dem Thurme in Mokrehna, an welchem man es noch jetzt sieht, geworfen hatte, sprach er: „Das Beil wird so lange dort oben bleiben, als ich lebe und Pumphut heisse.“
Pumphut kam einst als Knappe zu einem Wassermüller, welcher gerade dabei war, an Stelle einer schadhaften Welle eine neue fertigen zu lassen. Es ärgerte den Müller gewaltig, dass der Knappe müssig zusah, und als derselbe gar um Wegzehrung bat, wurde er von dem Müller abgewiesen. Pumphut ging darauf weiter. Kurze Zeit nachher wollten die Werkleute die Welle einbringen, allein jetzt zeigte es sich, dass dieselbe zu kurz war, so genau man auch vorher das Mass genommen hatte. Da fiel dem Müller ein, es müsste mit dem wandernden Knappen wohl eine eigene Bewandtniss gehabt haben, gewiss sei das Pumphut gewesen. Schnell lief er ihm deshalb nach, reichlich mit Geld, Essen und Trinken versehen. Bald traf er denn auch Pumphut, welcher unter einem Baume lag und schlief. Er weckte ihn, gab ihm zu essen und einen tüchtigen Schnaps und bat ihn, mit zu dem Werke zu kommen, dann würde er ihm Geld geben, dazu wiederum Essen und Trinken, so viel er wolle. Pumphut liess sich erbitten und folgte dem Müller. Als er die zu kurze Welle sah, forderte er vier Mann auf, an dem einen Ende zu ziehen, er selbst zog an dem andern; bald hatte die Welle die gewünschte Länge. Darauf schmauste Pumphut reichlich, nahm das Geld und zog weiter.
Daher kommt es, dass man noch heute, wenn eine Welle zu kurz ist, zu sagen pflegt, wenn nur Pumphut hier wäre, dann würde Alles gut sein.
Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Veckenstedt_-_Wendische_Sagen,_M%C3%A4rchen_und_abergl%C3%A4ubische_Gebr%C3%A4uche.pdf/108&oldid=- (Version vom 1.8.2018)