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jetzt der dürre Ingenieur ein, der von der Sonne geradezu negermäßig gebräunt war. „Es gibt ein Gewitter; in diesen Gegenden eine Seltenheit.“

Der Knirps schwang sich wieder in den selbstgefertigten Sattel, klopfte seinem „Spezia“ freundlich den Hals und lenkte ihn hinter den beiden gleichfalls berittenen Freunden her der breiten, felsigen Schlucht zu, in der die drei Deutschen nun schon wochenlang lebten, nachdem sie durch die Heimtücke einiger Engländer hier im Nordteile des Sandmeeres der Wüste Roba el Chali (das südostlichste Wüstengebiet Arabiens) entblößt von fast allen Hilfsmitteln zurückgelassen worden waren.

„Spezia“ hatte offenbar für gute Behandlung weit mehr Verständnis, als für eine „schlagende“ Erziehungsmethode, benahm sich jetzt sehr manierlich und erhielt nachher zur Belohnung einen Arm voll leidlich saftiges Gras vorgelegt.

Die drei Deutschen hausten am Südrande des langestreckten Wadi (Wadi, ausgetrocknetes Flußbett), in einer Grotte, die sie von dem Vorbesitzer übernommen hatten, – sehr zu ihrem Bedauern, was die näheren Umstände dieser Besitzübernahme anbetraf. (Unsere lieben jungen Leser finden näheres über die früheren Abenteuer der drei Helden unserer Erzählung in dem vorhergehenden Bändchen dieser Sammlung: „Der Gespensterlöwe“.) –

Der Regen, der sehr bald unter Blitz und Donner in wahren Strömen sich vom Himmel ergoß, kam den Einsiedlern der Schlucht recht gelegen. Ermöglichte er es ihnen doch, ihre mühsam aus Antilopenhäuten gefertigten Wasserschläuche zu füllen und die Rückreise in bewohnte Gebiete anzutreten.

Fritz Tümmler, dessen Anordnungen Knirps und Kürze-Würze ohne Widerrede sich fügten, bestimmte daher, als das Gewitter in einer Stunde sich wieder verzogen hatte, die Zeit kurz vor Sonnenuntergang zum Aufbruch.

Außer den drei Mauleseln, die ihnen als Reittiere dienten, hatten die Gefährten noch weitere zwei eingefangen, denen nun die Lasten: Wasserschläuche, Säcke mit gedörrtem Fleisch, Durrahirse und Heu, aufgeladen wurden.

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W. Belka: Unter den Muka Lari-Zwergen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Unter_den_Muka_Lari-Zwergen.pdf/4&oldid=- (Version vom 1.8.2018)