Seite:Unter den Muka Lari-Zwergen.pdf/32

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

voraus lief und durch lautes Bellen seine Freude an der Weiterreise kundgab. Daß auch seine Nase in diesem Falle versagt hatte, wo es sich darum handelte, eines Menschen Spur weiter zu verfolgen, der doch unmöglich plötzlich durch die Luft entführt worden sein konnte, verstimmte seinen kleinen Herrn arg.

Gegen zehn Uhr vormittags wurde halt gemacht. Man hatte inmitten einer niedrigen Hügelkette ein dem Ungarn bereits bekanntes fruchtbares kleines Tal erreicht und wollte hier bis zum Abend rasten. Ein paar Dattelpalmen und hohes Gebüsch standen an dieser Stelle um einen Weiher herum, der offenbar von einer unterirdischen Quelle gespeist wurde.

Während die anderen die Reit- und die Tragtiere versorgten, machte der Doktor zu Fuß einen Erkundungsgang rund um das Tal herum. Diese Vorsichtsmaßregel war durchaus nicht überflüssig, da man unweit der Hügelkette auf die Spuren eines Kamelreitertrupps gestoßen war, der nach Ali Mompos Schätzung Tags zuvor hier vorübergekommen und in mehr nordwestlicher Richtung weitergeritten war. Die breite Fährte ließ erkennen, daß es sich um mindestens zwanzig Leute handelte. – Grund genug also, diese Gegend nicht für unbedingt sicher und gefahrfrei zu halten.

Pinkemüller, seine Büchse im Arm, schritt langsam zwischen den Hügeln entlang, indem er stets nach verdächtigen Spuren ausspäte. Dann fuhr er plötzlich erschrocken zusammen. Von dem Weiher her war der Knall eines Schusses an sein Ohr gedrungen. Jetzt hörte er auch lautes Geschrei – abermals Schüsse …

„Ein Überfall!“ war sein erster Gedanke. – Was unter diesen Umständen tun? – War der Feind sehr zahlreich, so konnte er trotz seiner guten Büchse die Gefährten kaum mehr vor Gefangennahme schützen.

Indem er nun stets nur solche Stellen des Bodens betrat, wo steiniges Geröll keine Fährten annahm, lief er auf eine besonders hohe Kuppe zu, von deren Spitze aus er die Umgebung des Weihers leidlich überschauen zu können hoffte. Und von hier aus mußte er dann untätig zusehen, wie ein Beduinentrupp – fraglos waren

Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Unter den Muka Lari-Zwergen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Unter_den_Muka_Lari-Zwergen.pdf/32&oldid=- (Version vom 1.8.2018)