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Gesten und suchte offenbar anzudeuten, daß er jetzt keinerlei feindliche Gefühle mehr gegen die Weißen hege.

Trotzdem ließ der Doktor ihm die Füße zusammengeschnürt und gab ihm nur beide Arme frei. Der Zwerg grinste weiter. Es sollte ein gewinnendes, dankbares Lächeln sein. Nach einer Weile rutschte er dann nach einer Ecke des viereckigen Hofes hin, wo das Gras besonders dicht stand, begann hier mit den Händen in der Erde zu wühlen und – hob plötzlich ein großes Rasenstück ab, dem bald weitere folgten. Darunter wurde eine dünne Steinplatte sichtbar, die vier eingehauene Handgriffe hatte. Als der Doktor und der Ingenieur sie nun mit vereinten Kräften hochhoben, kam darunter ein gemauertes Brunnenloch zum Vorschein, in dem eine Holzstange lehnte, an deren unterem Ende ein Schöpfeimer aus Leder befestigt war.

Das Wasser des Brunnens war wunderbar kühl und wohlschmeckend. – Besser hätte der Muka Lari seine freundlichen Gefühle kaum beweisen können als durch die Preisgabe dieses in der wasserarmen Einöde so überaus wertvollen Geheimnisses.

Traugott Pinkemüller zögerte denn auch keinen Augenblick, dem Zwerge jetzt ganz die Freiheit wiederzugeben. Mehr noch: er suchte aus seinem Gepäck ein billiges Messer mit Scheide heraus und reichte es dem Muka Lari mit allerlei Zeichen, damit dieser begriff, daß er es ihm zum Geschenk mache.

Der winzige, braune Geselle grinste strahlend, warf sich dann vor dem Doktor nieder und schüttete sich Sand auf den Kopf.

„Aha“, meinte Pinkemüller, „– da haben wir ja den deutlichsten Beweis, daß diese Muka Lari einst aus Innerafrika hier eingewandert sind, denn die Bumi-Bumi im Kongogebiet bezeigen auf dieselbe Art und Weise ihre Unterwerfung und ihre friedfertige Gesinnung.“

Auch Tümmler wollte dem Spender des erfrischenden Trunkes eine Freude machen und schenkte ihm einen … kleinen, zerbrochenen Taschenspiegel mit Nickelrand, der auf der Rückseite eine Ansicht des Brandenburger

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W. Belka: Unter den Muka Lari-Zwergen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Unter_den_Muka_Lari-Zwergen.pdf/26&oldid=- (Version vom 1.8.2018)