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„Was stieren Sie mich so an, he?! Ist das wohl höflich …?!“

„Verzeihung … Erst jetzt erkenne ich Sie, Herr Doktor. Ich hatte die Ehre, Ihnen vor einem Jahr in Kalkutta im deutschen Klub vorgestellt zu werden.“

„Und das sagt der Mensch erst jetzt! – Wir erneuern hier also eine alte Bekanntschaft.“

Der Hüne war „ganz platt“. Pinkemüller solle Doktor sein …?! – Später klärte ihn Tümmler darüber auf. Der kleine Herr hatte durch eisernen Fließ noch mit dreißig Jahren die Primareife eines Gymnasiums erreicht und dann Philosophie an einer Universität studiert. Der Doktorgrad war ihm von der Universität Berlin ehrenhalber wegen außergewöhnlicher Verdienste um die Ausgrabungen im alten Bagdad verliehen worden.

Pinkemüller drängte zu schleunigem Aufbruch. Er fürchtete, daß die Spuren der Iringi durch einen abermaligen Gewitterregen verwischt werden könnten. Ob die drei Landsleute mit seinen Plänen, das heißt einer Verfolgung der Beduinen, auch einverstanden waren, fragte er nicht. Er nahm es als selbstverständlich an. Und damit hatte er auch vollkommen recht. Nur der Knirps hätte zu gerne von diesem neuen Abenteuer abgeraten, wollte sich jedoch nicht blamieren, da er besonders des Hünen spöttische Bemerkungen fürchtete.

Jetzt erst fiel es diesem ein, daß er vorhin von der Höhe des Felsens herab, den Doktor Pinkemüller als Festung mit so viel Erfolg verteidigt, doch auch Hundegebell gehört hatte. Als er deshalb den kleinen Forscher fragte, wo er denn seinen Hund gelassen hätte, kicherte Pinkemüller so recht übermütig und stolz vor sich hin und erklärte dann, sein Treff sei hinter den Beduinen her. „Wir werden ihn zur rechten Zeit schon wiederfinden“, fügte er hinzu. „Mein Treff hat mehr als gewöhnlichen Menschenverstand! Und dabei ist es ein so ein schönes Tier – wirklich, ein wahrer Hundeadonis! Na – Sie werden ihn ja sehen.“

Und er behielt recht. Treff kehrte bereits nach fünf Minuten zurück, bevor Pinkemüller noch die Hauptfährte der Wüstensöhne aufgefunden hatte. –

Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Unter den Muka Lari-Zwergen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Unter_den_Muka_Lari-Zwergen.pdf/13&oldid=- (Version vom 1.8.2018)