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§. 25.

Gedenken wir hier auch noch der großen, aber besonders verhüllten Zukunft, welcher die Stadt entgegengeht durch die Eisenbahnen, welche auf sie zugeführt, und durch die Befestigungen, welche sie umgeben werden.

Als die Richtung jener Bahnen noch unentschieden war, hat der Stadtrath nicht aufgehört, vorzustellen, wie der uralte Handelsverkehr[korrigiert] durch Württemberg vom Rhein an die Donau, nicht blos für Ulm, sondern für das ganze Vaterland verloren gienge, wenn die bisherige Handelsstrase nicht zur Eisenbahn vervollkommnet würde: wie hätte ein württembergischer Staatsmann es zugeben können, daß die Eisenbahnen nicht innerhalb des eigenen Landes bis zu dem Strome fortgesetzt würden, der den Verkehr mit Bayern, Oesterreich und dem Orient vermittelt.

Die Lage Ulms an der Donau, und daß in ihm die befahrensten Straßen aus Süd und Nord, aus Ost und West zusammenlaufen, ist die Ursache gewesen, daß seine Befestigung zum Schutze für das ganze südliche Deutschland beschlossen worden; und so ist die auf die Festung gerichtete Bahn eine deutsche im höchsten[korrigiert] Sinne des Worts. Wäre Ulm noch Reichsstadt und Reichsfestung; sie hätte ohne Zweifel eine Eisenbahn durch ihr Gebiet – mitunter auf Kosten des deutschen Reichs – bauen müssen: stände die Stadt noch unter bayerischem Scepter, so wäre die Bahn zu ihr wohl schon vollendet; dadurch daß sie unter württembergische Hoheit gekommen, hat sich ihre geographische Lage und ihre Bedeutung für ganz Deutschland nicht verändert.

Mit diesen Eisenbahnen wird nun auch die Dampfschifffahrt auf der obern Donau von Ulm aus in Verbindung gesetzt werden: die hiesige Dampfschifffahrtsgesellschaft, an deren Spitze der von Allen hochgeachtete Regierungspräsident Freiherr von Holzschuher steht, hat dieses schwierige Unternehmen bisher in jeder Weise gefördert.

Endlich die Befestigung der Stadt, was wird sie uns bringen?

Dieser riesenhafte Bau, durch welchen natürliche Berge abgegraben und an einer andern Stelle zu künstlichen aufgeschüttet werden, diese ungeheuren Kasernen, Gewölbe, Mauren, Thürme etc., sie werden zum Schutze der Bürger und ihres Eigenthums dienen, und viele Auswärtige werden darin ebenfalls Zuflucht

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Christoph Leonhard Wolbach: Ulmische Zustände. Ernst Nübling, Ulm 1846, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ulmische_Zust%C3%A4nde_30.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)