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zudem ist der Mißwachs nie ein allgemeiner – über die ganze Erde verbreiteter, er trifft jeweilig nur das eine oder andere Land. Die Eisenbahnen haben aber die Erzeugnisse des Bodens, die im rohen Naturzustande nur denjenigen zu Theil werden, die zunächst auf diesem Boden wohnen, zu deren Ernährung aber auch zureichen, zum Gemeingute der ganzen Menschheit gemacht, sowie die Buchdruckerkunst die Schätze des Geistes über die ganze civilisirte Welt ausgebreitet hat.

Es ist daher kaum zu begreifen, wie das württembergische Volk sich am hartnäckigsten gegen den Bau der Eisenbahnen sträuben mochte; als ob wir ein Eiland im stillen Weltmeere bewohnten, in sich abgeschlossen, sich selbst genügend, und nicht vielmehr ein Land, das bei seiner Betriebsamkeit und seiner Menschenmenge des erleichtertsten Verkehrs mit andern Ländern vor Allem bedarf. Durch dieses einzig große Verkehrsmittel wird aber auch unsere Auswanderung, deren wir doch nie werden entbehren können, eine viel leichtere und gesichertere werden; ja wer weiß, ob nicht Württemberg, wenn es einst mittels der Eisenbahnen den Meeren näher gerückt ist, gleich andern Uferstaaten für seine Ueberzahl von Menschen ebenfalls Colonieen in fernen Welttheilen gründet.

Unsere Regierung verdient daher gewiß den aufrichtigsten Dank, daß sie der heftigsten Widersprüche ungeachtet, am Bau der Eisenbahnen beharrlich festgehalten und die Ausführung dieses großen Werks in der höchsten Instanz einem Manne übertragen hat, dessen Beachtung der Interessen des Volks und dessen Willenskraft allgemein anerkannt sind.


§. 19.

Nach alle dem steht nun, um auf den eigentlichen Gegenstand dieser Betrachtung zurückzukommen, so viel fest; daß die Concurrenz, oder mit andern Worten der Markt den eigentlichen Werth der Waaren bestimme; eben so fest steht aber auf der einen Seite; daß, wenn eine Ueberconcurrenz, eine Ueberführung des Markts, den Werth der Waare auf Preise herabdrückt, bei welchen der Verkäufer nicht mehr bestehen kann, zu seiner Erhaltung Maasregeln des Schutzes erforderlich

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Christoph Leonhard Wolbach: Ulmische Zustände. Ernst Nübling, Ulm 1846, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ulmische_Zust%C3%A4nde_24.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)