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wäre; diese Niederlassungsfreiheit ist endlich bei den unzünftigen Gewerben noch dadurch erweitert worden, daß zu ihrem Betriebe nicht einmal das Heimathrecht im Orte der Niederlassung erfordert wird, sondern schon ein Heimathrecht in irgend einer vaterländischen Gemeinde genügt.

Durch diese Bestimmungen ist augenscheinlich eine sehr große Concurrenz hervorgerufen worden, deren Folgen nun in den nachstehenden §§. näher betrachtet werden sollen.


§. 16.

Die freieste Concurrenz hat von jeher auf den Märkten statt gefunden, oder vielmehr: Die Märkte sind eben Ausdruck und Darstellung der Concurrenz.

Die größte und ausgedehnteste findet auf den Weltmärkten statt; auf ihnen ermittelt sich, was die Erzeugnisse der Landwirthschaft, wie Zucker, Kaffee, Getraide, Baumwolle und Wolle etc. nach der Witterung der vorangegangenen Jahre, im Kriege oder Frieden, und bei sonstigen günstigen oder ungünstigen Umständen, ebenso was die Erzeugnisse des Gewerbfleißes, die Gewebe aus Baumwolle, Wolle, Leder und Eisenarbeiten, Leinewaaren etc. jeweilen kosten und kosten können.

Nach den Preisen der Colonialwaaren auf den Märkten in London oder Amsterdam, und nach den Preisen der Erzeugnisse des Gewerbfleißes auf der Leipziger- oder Frankfurtermesse richten sich die Preise dieser Waaren in ganz Deutschland, und es kommt zu denselben beim Absatze an die Verbrauchenden nur noch hinzu, was der Kaufmann, der die Waare aus erster Hand bezogen hat, und was der Händler, der sie im Kleinen wieder verkauft, für ihre Mühe, Gefahr und Auslagen darauf legen. Auch dieses Darauflegen ist überall ziemlich gleich; seye nun dieser gleiche Preis durch Uebereinkunft oder durch die Nöthigung entstanden, um des eigenen Absatzes willen möglichst wohlfeil zu verkaufen; und so kosten denn Zucker und Kaffee, Tücher aus Wolle und Baumwolle von gleicher Güte und Beschaffenheit in allen Läden derselben Stadt und Gegend ungefähr das Nämliche; ja diese Läden selbst bilden gewissermaaßen wieder einen Markt. Die Erzeugnisse des Gewerbfleißes sind aber insbesondere durch die ungeheure Concurrenz der Kräfte der gesammten industriellen

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Christoph Leonhard Wolbach: Ulmische Zustände. Ernst Nübling, Ulm 1846, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ulmische_Zust%C3%A4nde_20.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)