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Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815) | |
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Mährchen.
Ihr habt gehört die Kunde
Vom Fräulein, welches tief
In eines Waldes Grunde
Manch hundert Jahre schlief.
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Den Namen der WunderbarenVernahmt ihr aber nie,
Ich hab’ ihn jüngst erfahren:
Die deutsche Poesie.
Zwo mächt’ge Feen nahten
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Dem schönen Fürstenkind,An seine Wiege traten
Sie mit dem Angebind.
Die Erste sprach behende:
„Ja, lächle nur auf mich!
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Ich gebe dir frühes EndeVon einer Spindel Stich.“
Die Andre sprach dagegen:
„Ja, lächle nur auf mich!
Ich gebe dir meinen Segen,
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Der heilt den Todesstich;Der wird dich so bewahren,
Daß süßer Schlaf dich deckt,
Bis nach vierhundert Jahren
Ein Königssohn dich weckt.“
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0341.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0341.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)