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8.

Der König und die Königin,
Sie stehen auf dem Throne,
Da glüht der Thron wie Morgenroth,

120
Wie steigende Sonn’ die Krone.


Viel stolze Ritter stehn umher,
Die Schwerdter in den Händen,
Sie können ihre Augen nicht
Vom lichten Throne wenden.

125
Ein alter blinder Sänger steht

An seine Harf’ gelehnet,
Er fühlet, daß die Zeit erschien,
Die er so lang ersehnet.

Und plötzlich springt vom hohen Glanz

130
Der Augen finstre Hülle.

Er schaut hinauf und wird nicht satt
Der Herrlichkeit und Fülle.

Er greifet in sein Saitenspiel,
Das ist gar hell erklungen,

135
Er hat in Licht und Seligkeit

Sein Schwanenlied gesungen.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 334. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0334.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)