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Und noch von allen Enden wird Vorrath zugeführt,
Von all den rüst’gen Bauern wird emsig nachgeschürt,

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Bis höher, immer höher die Flamme leckt und schweift,

Und schon mit lust’gem Prasseln der Thürme Dach ergreift.

Ein Thor ist frei gelassen, so hat’s der Graf beliebt,
Dort hört man wie der Riegel sich leise, lose schiebt.
Dort stürzen wohl, verzweifelnd, die Schlegler jetzt heraus?

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Nein! friedlich zieht’s herüber, alswie in’s Gotteshaus.


Voran drei Schlegelkön’ge, zu Fuß, demüthiglich,
Mit unbedecktem Haupte, die Augen untersich;
Dann viele Herrn und Knechte, gemachsam, Mann für Mann,
Daß man sie alle zählen und wohl betrachten kann.

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„Willkomm! – so ruft der Greiner – willkomm in meiner Haft!

Ich traf euch gut beisammen, geehrte Brüderschaft!
So konnt’ ich wieder dienen für den Besuch im Bad;
Nur Einen miss’ ich, Freunde! den Wunnenstein, ’s ist Schad’!“

Ein Bäuerlein, das treulich am Feuer mitgefacht,

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Lehnt dort an seinem Spieße, nimmt Alles wohl in Acht:

„Drei Könige zu Heimsen, – so schmollt es – das ist viel!
Erwischt man noch den vierten, so ist’s ein Kartenspiel.“




3. Die Schlacht bei Reutlingen.

Zu Achalm auf dem Felsen, da haust manch kühner Aar,
Graf Ulrich, Sohn des Greiners, mit seiner Ritterschaar;
Wild rauschen ihre Flüge um Reutlingen die Stadt,
Bald scheint sie zu erliegen, vom heißen Drange matt.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 318. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0318.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)