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In heißer Mittagsstunde bergunter und bergauf!
Schon muß der Graf sich lehnen auf seines Schwerdtes Knauf.

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Darob erbarmt’s den Hirten des alten, hohen Herrn,

Er nimmt ihn auf den Rücken: „ich thu’s von Herzen gern.“

Da denkt der alte Greiner: „es thut doch wahrlich gut,
So sänftlich seyn getragen von einem treuen Blut;
In Fährden und in Nöthen zeigt erst das Volk sich ächt,

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Drum soll man nie zertreten sein altes, gutes Recht.“


Als drauf der Graf gerettet zu Stuttgart sitzt im Saal,
Heißt er ’ne Münze prägen als ein Gedächtnißmal,
Er gibt dem treuen Hirten manch blankes Stück davon,
Auch manchem Herrn vom Schlegel verehrt er eins zum Hohn.

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Dann schickt er tücht’ge Maurer in’s Wildbad alsofort,

Die sollen Mauern führen rings um den offnen Ort,
Damit in künft’gen Sommern sich jeder greise Mann,
Von Feinden ungefährdet, im Bade jüngen kann.




2. Die drei Könige zu Heimsen.

Drei Könige zu Heimsen, wer hätt’ es je gedacht!
Mit Rittern und mit Rossen, in Herrlichkeit und Pracht!
Es sind die hohen Häupter der Schlegelbrüderschaft,
Sich Könige zu nennen, das gibt der Sache Kraft.

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Da thronen sie beisammen und halten eifrig Rath,

Bedenken und besprechen gewalt’ge Waffenthat:
Wie man den stolzen Greiner mit Kriegsheer überfällt
Und, besser als im Bade, ihm jeden Schlich verstellt.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 316. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0316.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)