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Graf Eberhard der Rauschebart.




Ist denn im Schwabenlande verschollen aller Sang,
Wo einst so hell vom Staufen die Ritterharfe klang?
Und wenn er nicht verschollen, warum vergißt er ganz
Der tapfern Väter Thaten, der alten Waffen Glanz?

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Man lispelt leichte Liedchen, man spitzt manch Sinngedicht,

Man höhnt die holden Frauen, des alten Liedes Licht;
Wo rüstig Heldenleben längst auf Beschwörung lauscht,
Da trippelt man vorüber und schauert, wenn es rauscht.

Brich denn aus deinem Sarge, steig aus dem düstern Chor

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Mit deinem Heldensohne, du Rauschebart, hervor![1]

Du schlugst dich unverwüstlich noch greise Jahr’ entlang,
Brich auch durch unsre Zeiten mit hellem Schwerdtesklang!




1. Der Ueberfall im Wildbad.

In schönen Sommertagen, wann lau die Lüfte wehn,
Die Wälder lustig grünen, die Gärten blühend stehn,
Da ritt aus Stuttgarts Thoren ein Held von stolzer Art,
Graf Eberhard der Greiner, der alte Rauschebart.

  1. Graf Eberhard von Würtemberg, genannt der Greiner, auch der Rauschebart, († 1392.) und dessen Sohn Ulrich († 1388.) sind im Chor der Stiftskirche zu Stuttgart beigesetzt.
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0313.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)