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Klein Roland.

Frau Berta saß in der Felsenkluft,
Sie klagt’ ihr bittres Loos.
Klein Roland spielte in freier Luft,
Deß Klage war nicht groß.

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„O König Karl, mein Bruder hehr!

O daß ich floh von dir!
Um Liebe ließ ich Pracht und Ehr’,
Nun zürnst du schrecklich mir.

O Milon, mein Gemahl so süß!

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Die Flut verschlang mir dich.

Die ich um Liebe Alles ließ,
Nun läßt die Liebe mich.

Klein Roland, du mein theures Kind!
Nun Ehr’ und Liebe mir!

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Klein Roland, komm herein geschwind!

Mein Trost kommt all von dir.

Klein Roland, geh zur Stadt hinab,
Zu bitten um Speis’ und Trank,
Und wer dir gibt eine kleine Gab’,

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Dem wünsche Gottes Dank!“
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0293.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)