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Reich wär’ Unstern noch geworden

Mit dem Gut der neuen Welt,
Hätte nicht ein Sturm aus Norden
Noch im Port das Schiff zerschellt.
Glücklich war er selbst entschwommen,

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Einer Planke hatt’ er’s Dank,

Hatte schon den Strand erklommen,
Glitt zurück noch und versank.

In den Himmel, sonder Zweifel,
Würd’ er gleich gekommen seyn,

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Liefe nicht ein dummer Teufel

Just ihm in den Weg hinein.
Teufel meint, es sey die Seele,
Die er eben holen soll,
Packt den Unstern an der Kehle,

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Rennt mit ihm davon wie toll.


Da erscheint ein lichter Engel
Rettend aus dem Nebelduft,
Donnert flugs den schwarzen Bengel
In die tiefste Höllenkluft,

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Schwebt der goldnen Himmelsferne

Mit dem armen Unstern zu,
Über gut’ und böse Sterne
Führt er den zur ew’gen Ruh.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0257.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)