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So von seltsamen Gewalten
Ward ich plötzlich übermannt,

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Daß ich fast vor eitel Liebe

Auf die Schönste losgebrannt.

Immer geh’ ich nun den Fährten
Dieses edeln Wildes nach
Und vor seinem Lager steh’ ich

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Jeden Abend auf der Wach’.


Um es unverblümt zu sagen:
Vor der Lieblichsten Altan
Steh’ ich pflichtlich jeden Abend,
Blicke traurig still hinan.

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Doch von solcher stummen Klage

Wird ihr gleich die Zeit zu lang,
Lieder will sie süße Weisen,
Flötentöne, Lautenklang.

Ach! das ist ein künstlich Locken,

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Drin ich Waidmann nichts vermag,

Nur den Kuckucksruf verstehend
Und den schlichten Wachtelschlag.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0255.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)