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Aber in der wildsten Öde,
Wo er ging mit bangem Stöhnen,
Kam zu ihm ein Abgesandter
Von der hingeschiednen Schönen;

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Der ihn führt’ an treuer Hand

Durch der Hölle tiefste Schluchten,
Wo sein irdischer Schmerz verstummte
Bei dem Anblick der Verfluchten.

Bald zum sel’gen Licht empor

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Kam er auf den dunkeln Wegen,

Aus des Paradieses Pforte
Trat die Freundin ihm entgegen.

Hoch und höher schwebten Beide
Durch des Himmels Glanz und Wonnen,

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Sie, aufblickend, ungeblendet,

Zu der Sonne aller Sonnen;

Er, die Augen hingewendet
Nach der Freundin Angesichte,
Das, verklärt, ihn schauen ließ

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Abglanz von dem ew’gen Lichte.


Einem göttlichen Gedicht
Hat er Alles einverleibet,
Mit so ew’gen Feuerzügen,
Wie der Blitz in Felsen schreibet.

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Ja! mit Fug wird dieser Sänger

Als der Göttliche verehret,
Dante, welchem ird’sche Liebe
Sich zu himmlischer verkläret.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0251.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)