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Aller Himmel lichte Räume

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Sieht er herrlich sich verbreiten;

Blanka! Blanka! ruft er sehnlich
Durch die öden Seligkeiten.




3. Der Kastellan von Couci.

Wie der Kastellan von Couci
Schnell die Hand zum Herzen drückte,
Als die Dame von Fayel
Er zum ersten Mal erblickte!

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Seit demselben Augenblicke

Drang durch alle seine Lieder,
Unter allen Weisen stets
Jener erste Herzschlag wieder.

Aber wenig mocht’ ihm frommen

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All die süße Liederklage,

Nimmer darf er dieses hoffen,
Daß sein Herz an ihrem schlage.

Wenn sie auch mit zartem Sinn
Eines schönen Lieds sich freute,

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Streng und stille ging sie immer

An des stolzen Gatten Seite.

Da beschließt der Kastellan,
Seine Brust in Stahl zu hüllen
Und mit drauf geheft’tem Kreutz

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Seines Herzens Schlag zu stillen.


Als er schon im heil’gen Lande
Manchen heißen Tag gestritten,
Fährt ein Pfeil durch Kreutz und Panzer,
Trifft ihm noch das Herze mitten.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0244.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)