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Sankt Georgs Ritter.


1.

Hell erklingen die Trommeten
Vor Sankt Stephan von Gormaz,
Wo Fernandes von Kastilien
Lager hält, der tapfre Graf.

5
Almansor, der Mohrenkönig,

Kommt mit großer Heeresmacht
Von Kordova hergezogen,
Zu erstürmen jene Stadt.

Schon gewappnet sitzt zu Pferde

10
Die kastil’sche Ritterschaar;

Forschend reitet durch die Reihen
Fernandes, der tapfre Graf:

„Paskal Vivas! Paskal Vivas!
Preis kastil’scher Ritterschaft!

15
Alle Ritter sind gerüstet,

Du nur fehlest auf dem Platz.

Du, der erste sonst zu Rosse,
Sonst der erste zu der Schlacht,
Hörst du heute nicht mein Rufen,

20
Nicht der Schlachttrommeten Klang?


Fehlest du dem Christenheere
Heut, an diesem heißen Tag?
Soll dein Ehrenkranz verwelken,
Schwinden deines Ruhmes Glanz?“

25
Paskal Vivas kann nicht hören,

Fern ist er im tiefen Wald,
Wo auf einem grünen Hügel
Sankt Georgs Kapelle ragt.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0231.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)