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Sie nahm den Spieß zu Händen,

Den ihr der Vater bot,
Thät in den Wald sich wenden,
Ihr Jagdruf war der Tod.
Dort in der Linde Schatten traf

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Sie bei den treuen Bracken

Ihr Lieb im tiefen Schlaf.

„Ich komme zu der Linde,
Wie ich dem Lieb verhieß.“
Da stieß sie gar geschwinde

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In ihre Brust den Spieß.

Sie ruhten bei einander kühl,
Waldvöglein sangen oben,
Grün Laub herunter fiel.

3.

Ein Fräulein sah vom Schlosse
Hinab in’s tiefe Thal.
Ihr Vater kam zu Rosse,
Er trug ein Kleid von Stahl.

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„Willkomm, Herr Vater, Gottwillkomm!

Was bringst du deinem Kinde?
Ich war wohl still und fromm.“

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0183.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)