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Als er vor Jahren hier bei’m Jagen war.
Auch dünkt es mir nicht gar so lange her,
Und steht noch Alles drüben in der Burg
So wie der Herr es hinterlassen hat.
Die Sanduhr ist seitdem nicht mehr gelaufen,
Die Armbrust hängt noch dort unabgespannt,
Sein Jägerhut noch mit dem Tannenzweig,
Sein Falke sitzt im Käfig ausgebälgt.
Das alte Liederbuch, darin er las,
Ist aufgeschlagen, wo er aufgehört;
Ihr könnt fortlesen, wo der Vater blieb,
Es kommen erst die herrlichsten Geschichten.

Einsiedler.

Ja! Euer Schloß ist ein seltsamer Ort,
Es wandeln dort in stiller Mitternacht
Die Geister längst Verstorbner durch die Hallen.
Sie kehren gerne zu dem Haus zurück,
Wo Alles noch ist, wie zu ihrer Zeit.

Eckart.

Das ist wohl gar der Junker Dietwald hier,
Der mit dem sel’gen Herzog bei uns war?
Ihr habt Euch was verändert, doch nicht sehr.

Dietwald.

Das hör’ ich gern, mein alter Jagdgesell!

Herzogin (zu Eckart.)

Ihr habt wohl manches Jährlein hinter Euch?

Eckart.

Ein Sechzig.

Dietwald.

Und ein Dreißig noch dazu.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0133.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)