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Die theure Stelle.


Die Stelle, wo ich auf verschlungnen Wegen
Begegnete dem wunderschönen Kinde,
Das, leicht vorübereilend mit dem Winde,
Mir spendete des holden Blickes Segen:

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Wohl möcht’ ich jene Stelle liebend hegen,

Dort Zeichen graben in des Baumes Rinde,
Mich schmücken mir der Blumen Angebinde,
Zu Träumen mich in kühle Schatten legen.

Doch so verwirrte mich des Blickes Helle,

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Und so geblendet blieb ich von dem Bilde,

Daß lang ich wie ein Trunkner mußte wanken;

Und nun mit allem Streben der Gedanken,
So wie mit allem Suchen im Gefilde,
Nicht mehr erforschen kann die theure Stelle.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0109.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)