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Lied eines deutschen Sängers.


Ich sang in vor’gen Tagen
Der Lieder mancherlei,
Von alten, frommen Sagen,
Von Minne, Wein und Mai.

5
Nun ist es ausgesungen,

Es dünkt mir Alles Tand:
Der Heerschild ist erklungen,
Der Ruf: für’s Vaterland!

Man sagt wohl von den Katten:

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Sie legten Erzring’ an,

Bis sie gelöst sich hatten
Mit einem erschlagnen Mann.
Ich schlag’ den Geist in Bande
Und werf’ an den Mund ein Schloß,

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Bis ich dem Vaterlande

Gedient als Schwerdtgenoß.

Und bin ich nicht geboren
Zu hohem Heldenthum,
Ist mir das Lied erkoren

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Zu Lust und schlichtem Ruhm:

Doch möcht’ ich Eins erringen
In diesem heil’gen Krieg:
Das edle Recht, zu singen
Des deutschen Volkes Sieg.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 077. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0077.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)