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Gesang der Jünglinge.


Heilig ist die Jugendzeit!
Treten wir in Tempelhallen,
Wo in düstrer Einsamkeit
Dumpf die Tritte widerschallen!

5
Edler Geist des Ernstes soll

Sich in Jünglingsseelen senken,
Jede still und andachtsvoll
Ihrer heil’gen Kraft gedenken.

Gehn wir in’s Gefild hervor,

10
Das sich stolz dem Himmel zeiget,

Der so feierlich empor
Ueber’m Erdenfrühling steiget!
Eine Welt von Fruchtbarkeit
Wird aus dieser Blüthe brechen.

15
Heilig ist die Frühlingszeit,

Soll an Jünglingsseelen sprechen!

Fasset die Pokale nur!
Seht ihr nicht so purpurn blinken
Blut der üppigen Natur?

20
Laßt uns hohen Muthes trinken!

Daß sich eine Feuerkraft
Selig in der andern fühle.
Heilig ist der Rebensaft,
Ist des Jugendschwungs Gespiele.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 019. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0019.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)