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haben mich auf der ganzen Reise geplagt, so daß ich mein rechtes Auge drei Tage lang nicht gebrauchen konnte.‘ Man wird diesem Reisenden keinen Vorwurf machen, daß er immerfort von sich redet; es ist das die anschaulichste und klarste Art, das Geschaute wiederzugeben. So ist auch mein Buch eine Reise in wenig bekannte Gegenden des menschlichen Herzens, und nur der Anschaulichkeit wegen habe ich gesagt: ‚Eines Tages in Berlin sah ich den schönen Hauptmann L***‘ u. s. w.“

Allerdings hat dieser notizenhafte Tagebuchstil auch seine Mängel. Mit Recht wirft ihm ein Forscher wie Arthur Chuquet gelegentliche Schwerfälligkeit und Trockenheit vor; „er hat wie sein Don Juan, von dem er spricht, oft lange Augenblicke der Dürre“. Es „amüsiert“ ihn, „seine Gedanken genau so wiederzugeben, wie sie ihm einfallen“ (erste Vorrede), ohne ihnen eine verständliche Form zu geben, und das entspricht ja auch ganz seiner Art, auf Spielkarten und Konzertprogramme zu schreiben und diese dem Verleger dann als „Manuskript“ zu „schenken“ … Selbst der Druckereigehilfe, dem er seine unleserlichen Bleistiftnotizen noch einmal diktieren muß, widersetzt sich gegen die „tonlosen Satzschlüsse“ und „wunderlich klingenden Wendungen“. Ist es nur das Bestreben, durchaus natürlich zu sein, oder barocke Nachlässigkeit eines Mannes, der seine Leser nicht nur in der Sache, sondern auch in der Form vor den Kopf stoßen wollte? Ist es der vorgeschützte „Respekt für das Urmanuskript“, der ihn zwang, „verschiedene Stellen drucken zu lassen, die er selbst nicht verstand“? (erste Vorrede.) Das Systemlose, Sprunghafte der Darstellung wird

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Stendhal übersetzt von Arthur Schurig: Über die Liebe (De l’Amour). Leipzig 1903, Seite XIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_die_Liebe_V_013.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)