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Anmerkungen Stendhals


Ein Mensch, der das Leben kennt, findet in seinen Lebenserinnerungen eine Unmenge von Beispielen der Liebe. Wenn er sie aber niederschreiben will, weiß er nicht, auf welche er sich berufen soll. Die Beobachtungen, die er in einem gewissen Kreise gemacht hat, sind dem großen Leserkreis unbekannt, und man brauchte ungeheuer viel Seiten, um sie mit den nötigen Nuancen wiederzugeben. Aus diesem Grunde führe ich gern Romane an als etwas allgemein Bekanntes, ohne indessen meine Ansichten darauf aufzubauen oder den Leser zu zwingen, Phantasiegebilde, die meist mehr mit ihrer poetischen Wirkung, als mit der Wahrheit rechnen, für diese in Kauf zu nehmen.

Anmerkung 1 (Seite 20). Epikur sagt, die Unterscheidung sei zum Besitze des Genusses nötig.

Anmerkung 2 (Seite 22). Aus: Dante, Hölle V, 133–136. [Die ganze Stelle lautet nach O. Gildemeisters Übertragung:

„Wir lasen eines Tags zu unsrer Lust
Vom Lanzelott, wie Lieb’ ihn hielt gebunden,
Wir beid’ allein, uns keines Args bewußt.
Oft hatten schon die Augen sich gefunden
Bei diesem Lesen, oft erblaßten wir.

Empfohlene Zitierweise:
Stendhal übersetzt von Arthur Schurig: Über die Liebe (De l’Amour). Leipzig 1903, Seite 343. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_die_Liebe_343.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)