Seite:Ueber die Liebe 294.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


83.

Die Jugend von 1822. Wer von einer ernsten Neigung, einer tatenlustigen Veranlagung redet, redet von einem Opfer der Gegenwart an die Zukunft. Nichts erhebt die Seele mehr, als die Kraft und die Gewohnheit, solche Opfer zu bringen. Ich prophezeie dem Jahre 1832 mehr große Leidenschaften, als das Jahr 1772 deren hatte.


84.

Frau von Sévigné schreibt ihrer Tochter am 23. Dezember 1671: „Ich weiß nicht, ob man Dir schon erzählt hat, daß Villarceaux, als er mit dem König über eine passende Stelle für seinen Sohn sprach, die Gelegenheit geschickt erfaßte und ihm berichtete, daß gewisse Leute seiner Nichte (Fräulein von Rouxel) einflüsterten, Seine Majestät hege Absichten auf sie. Wenn das der Fall sein sollte, bitte er untertänigst, sich seiner zu bedienen, da die Angelegenheit in seinen Händen sicherer ruhe, als in denen anderer Leute, und er sich mit Erfolg dafür verwenden würde. Der König fing an zu lachen und sagte: ‚Villarceaux, wir sind zu alt, Sie und ich, um uns an jungen Damen von fünfzehn Jahren zu vergreifen!‘ Und als richtiger Weltmann machte er hinterher seine Witze darüber und erzählte diese Geschichte den Damen.“ (Bd. II, 340.)


85.

Der liebenswürdige Donézan sagte gestern zu mir: „In meiner Jugend und noch weit in meine Zeit hinein – ich war 1789 fünfzig Jahr alt – trugen die Damen ihr Haar gepudert. Ich muß Ihnen gestehen, eine nicht gepuderte Dame ist mir zuwider. Der

Empfohlene Zitierweise:
Stendhal übersetzt von Arthur Schurig: Über die Liebe (De l’Amour). Leipzig 1903, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_die_Liebe_294.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)