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Menschen. Ohne ihre Geziertheit und ihre unvermeidliche Komödiantenwürde wären Turenne und Fénélon Helden wie Desaix.


80.

Um 1620 war es eine Ehre für einen Mann, wenn er so oft und so ergeben wie möglich sagte: „Mein Herr und König.“ (Vgl. die Memoiren von Noailles und von Torcy). Das ist leicht erklärlich. Durch diese Redensart bekundete man seinen Rang unter den Untertanen. Der vom Könige verliehene Rang trug diesen Männern ebensoviel Achtung und Beachtung ein, wie sie im alten Rom als Kämpfer am trasimenischen See oder als Redner auf dem Forum bei ihren Mitbürgern geerntet hätten. Mit der Vernichtung der absoluten Monarchie vernichtet man die Eitelkeit und ihre weitgehenden Folgen, die Konvenienzen. Der Streit über Shakespeare und Racine ist nur ein Abbild des Kampfes zwischen dem Absolutismus Ludwigs des Vierzehnten und der Verfassung.

81.
Wilna, 1812.

„Sie sagen mir, Ehrgeiz vertreibe die Langeweile,“ sagte Kamenski; „aber die ganze Zeit hindurch, wo ich jeden Abend eine Meile galoppierte, um die Prinzessin zu sehen, lebte ich in der Umgebung eines Fürsten, den ich verehrte, der mein ganzes Glück und die Befriedigung aller erdenklichen Wünsche in seiner Macht hatte.“


82.
Loreto, den 11. September 1811.

Ich habe soeben ein aus hiesigen Landleuten ausgehobenes, sehr schönes Regiment besichtigt. Es ist der

Empfohlene Zitierweise:
Stendhal übersetzt von Arthur Schurig: Über die Liebe (De l’Amour). Leipzig 1903, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_die_Liebe_292.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)