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mit dem Lasso jagt oder als mehrfacher Häuserbesitzer in Singapore die eintreffende weiße Ware im Privatkontor persönlich durchprüft oder in Aserbeidschan sich freut, daß kein Mensch weiß, wo das liegt – wenn ihm diese Seite zu Gesicht kommt, dann möge er milde lächelnd eine Ansichtskarte an seinen Sohn abschicken und mich von einem schrecklichen Quiproquo befreien. Eine Ansichtskarte mit folgenden Worten:

„Mein liebes Kind! Ist das dortige Publikum noch immer so dumm wie zu meiner Zeit? Wenn ja, nimm sie hoch, wie sie es verdienen. Wir sind hier fein dran: hier weiß das Publikum noch gar nicht, daß es eins ist – daher ist es noch dümmer. Und laß Pantern zufrieden – er kann nichts dafür.  Dein treuer Vater

Peter Ganter.“     


Wo bist du –?

Ich möchte mal fragen, ob vielleicht jemand weiß, wo es geblieben ist.

Als ich noch ein ganz kleiner Junge war, Tanzstunden nahm und glaubte, daß Richter Leute seien, die Recht sprächen, da besuchte ich zusammen mit einem dicken Freunde den Max Brod in Prag. Brod war freundlich und nett, zeigte uns seine schöne Stadt, machte uns mit Oskar Baum bekannt, dem blinden, feinen Dichter – es waren leuchtende Tage. Eines Tages fielen wir in ein Café am Bahnhof – und der Oberkellner, der aussah wie der Sohn eines Fiakerkutschers, einer Bardame und Kaiser Franz Josefs, kam auf uns zu und fragte, ob wir neben dem Kaffee auch etwas zu lesen haben wollten. Ja, das wollten wir. „Etwas zu lesen oder Lektüre?“

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Kurt Tucholsky: Mit 5 PS. Ernst Rowohlt, Berlin 1928, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tucholsky_Mit_5_PS_253.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)