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Anderssein als wir“ – daß es dergleichen im Französischen nicht gibt: man entdeckt auch rasch etwas anderes. Daß es das überhaupt nicht gibt. Und nun will ich euch einmal etwas sagen.

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Als sich Emil Jannings eines Winters im Harz erholte, da saß im Hotel bei den Mahlzeiten ein pikfeines Paar: er klein und dick, aber gescheitelt vom Kopf bis zur Sohle, sie so elegant, wie sich Frau Potzekuchen Paris vorstellt. Sie sprachen wenig, hauchten nur hier und da ein paar Worte. So fein waren sie.

Und eines schönen Schneetages, als Emil gerade im Gelände umherschlenderte, da sah er sie kommen, ohne von ihnen bemerkt zu werden. Er stellte sich hinter vier Fichten, machte sich dünn, Schauspieler können alles, und wartete ab. Das Paar stapfte heran: sie voran, in hochelegantem Sweater – gute Ware! – und er hinterher, klein und dick. Und da hörte Emil zum erstenmal während seines Aufenthalts das feine Paar laut sprechen.

Sie wandte den Kopf halb herum und sagte das erlösende Wort, eines, das der ganzen Qual eines gedrückten Herzens Luft machte: „Wenn ich bloß dein dämliches Gequatsche nicht mehr anzuhören brauchte –!“

Gott segne den neudeutschen Stil.


Sehnsucht nach der Bakerstreet

Der Kriminalroman ist dahin. Wir haben jetzt Kriminalfilms, und Kriminalschauspiele waren schon immer da. Aber der gute alte Holmes zieht nicht mehr. Und er fehlt uns, ach, so sehr.

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Kurt Tucholsky: Mit 5 PS. Berlin: Ernst Rowohlt, 1928, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tucholsky_Mit_5_PS_213.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)