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Ah – ça …!

„Sagen Sie bitte: bei dem gelieferten Kleiderschrank wackelt ein Bein. Das Bein hat vom ersten Tag an gewackelt. Das Modell, das Sie mir gezeigt haben, hat nicht gewackelt. Können Sie mir ein andres Bein nachliefern?“

Deutsche Ablehnung: „Ausgeschlossen. Wir haben den Schrank in einwandfreiem Zustand geliefert – Sie hätten sofort nachprüfen müssen, dann wäre Ihre Reklamation eventuell geprüft worden. Wahrscheinlich haben Sie Mäuse, und die haben das Bein angeknabbert. Oder Ihre Kinder haben damit gespielt. Jedenfalls muß meine Firma die Haftung ablehnen.“

„Sagen Sie bitte: bei dem gelieferten Kleiderschrank …“ (wie oben).

Französische Ablehnung: „Ah – ça …!“

Bei „Ah“ werden die Schultern leicht angehoben, es ist kein Zucken, sondern nur der leichte Ansatz dazu. Bei „ça“ ist der Hals eingezogen, die Augenbrauen flattern empor, das Gesicht ist recht nachdenklich. Wenn der Franzose „Ah – ça“ sagt, ist der Punkt erreicht, wo gewöhnlich nichts mehr zu machen ist. „Ah – ça“ heißt: Force majeure. „Ah – ça“ heißt: Auch dem menschlichen Wirken, mein Lieber, sind von den vernünftigen Mächten Schranken gesetzt. Hier ist eine solche. Bescheide dich.

Es gibt auch eine pantomimische Abkürzung des „Ah – ça“. Sie besteht darin, daß die Unterlippe ganz leicht vorgezogen wird, die so entstehende Schippe läßt Luft ab. Hals und Schultern wie bei „Ah – ça …“ Auch dieses populäre Pusten bedeutet: Aus. Nichts mehr zu machen.

Ah – ça“ ist allemal erreicht, wenn man in Frankreich zum Beispiel auf haarscharf exakte Einhaltung von Bedingungen

Empfohlene Zitierweise:
Kurt Tucholsky: Mit 5 PS. Berlin: Ernst Rowohlt, 1928, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tucholsky_Mit_5_PS_167.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)