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denke, wie wir dem alten Buchowetzki die Papierschere auf den Tisch geklebt haben … Und er zog und zog und kriegte sie nicht hoch – hähä! Aber wenn ich tot bin, wern sie weinen. Stresemann hat ’ne glänzende Rede gehalten, neulich auf der Wirtschaftstagung – kann man sagen, was man will. Das Brom hilft auch nicht mehr – vielleicht hab ichs zu früh genommen. Was –? Nichts. Das war nichts. Das war bloß eine Sprungfeder, unten an der Matratze …

Schrecklich, wenn man nicht einschlafen kann. Wenn man nicht einschlafen kann, ist man ganz allein. Ich bin nicht gern allein. Ich muß Leute um mich haben, Bewegung, Familie, Arbeit … Wenn ich mit mir allein bin: wenn ich mit mir allein bin, dann ist da gar keiner. Und dann bin ich ganz allein. Hinten juckts mich. Ich kenn das. Jetzt wer ich gleich einschlafen … Na, denn gut’n –“


Herr Wendriner betrügt seine Frau

„Nein, Sie stören gar nicht. Kommen Se rein – das ganze Personal ist schon weggegangen. Ja, ich hab noch ze tun. Setzen Se sich solange dahin, nein, nicht auf die Couverts! Dahin. Ja. Na, was tut sich? Gott, sosolala. Ja, meine Frau ist immer noch in Heringsdorf. Ich hab mich heute mittag verspätet, Welsch war da, wir haben zusammen gegessen, nu muß ich nachholen. Sie sehn nicht gut aus, Regierer – was haben Sie? Ich unterschreibe inzwischen die Post, Sie erlauben doch …? Danke. Nein. Vorigen Sonnabend? Ich? Mich haben Sie in der Scala gesehn? Da müssen Sie sich getäuscht haben. Das muß ein Doppelgänger gewesen sein! Ausgeschlossen. Nu, ich sag Ihnen doch … Nein! Wann soll das gewesen sein, um zehn in der Pause? Mit ’ner großen

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Kurt Tucholsky: Mit 5 PS. Berlin: Ernst Rowohlt, 1928, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tucholsky_Mit_5_PS_058.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)