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Nein, davon war im Parkett keine Rede. Wenn sie nicht Skat spielten, so lag das nur daran, daß es zu dunkel war, und im übrigen herrschte eine recht feiste und massive Freude. Das mußte man selbst sagen: immer diese verlogenen Sachen – hier wußte man doch …

Als es dann aus war – so ein trüber Schluß, wo jeder denkt, daß noch was kommt –, da zeigte sich, daß es mit der Sexualität so eine Sache ist. Die Männer standen herum und genierten sich voreinander, wobei sie den Mangel an Höherem betonten … Und dann schoben wir uns durch schmale Gänge in das benachbarte Lokal, und die Musik spielte laut und grell, und da waren alle so merkwürdig still und erregt. Ich hörte später, der Wirt habe zwanzig Mädchen dorthin bestellt.

Ich weiß es nicht, denn ich bin fortgegangen und habe mir so gedacht, wie doch die Worte „Laster“ und „Unzucht“ hohle Bezeichnungen für Dinge sind, die jeder mit sich selbst abzumachen hat.

„Der Lasterpfuhl“ – du lieber Gott! Auch dort wird man zu Neujahr Pfannkuchen essen und die Gebräuche halten, wie es der kleine Bürger liebt. Denn das Laster ist kein Gewerbe – und ein Augenzwinkern und ein tiefes Frauenlachen können lasterhafter sein als das ganze Hafenviertel Port Saids.


Der Portier vom Reichskanzlerpalais spricht

Ja, man hat ja so allerhand erlebt in der letzten Zeit. Früher – Gott! war diß jemietlich! Da kam wirklich mal hier und da Majestät zu Bethmann zum Frühstück, aber sonst

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Kurt Tucholsky: Mit 5 PS. Berlin: Ernst Rowohlt, 1928, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tucholsky_Mit_5_PS_027.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)